Neues Online-Messverfahren der IVW
Von Sebastian Holzapfel
[13.02.2002] - Seit dem 1. Januar 2002
misst die IVW (Interessengemeinschaft zur Überprüfung
der Verbreitung von Werbeträgern e.V.) die Zugriffe auf
Online-Angebote mit einem neuen Verfahren. Das
Skalierbare Zentrale Messverfahren (SZM) weist für die
meisten gemessenen Online-Medien deutlich weniger Visits
(Besuche) bei annähernd gleich bleibenden
Pageimpressions (Seitenabrufe) aus.
So wurden für das Dickschiff RTL.de im
Januar rund 66 Prozent weniger Visits (12,3 Millionen)
gemessen, während die Zahl der Pageimpressions im
Vergleich zum Dezember um fast 20 Prozent stieg (248
Millionen). Ähnlich erging es auch SAT.1 (Visits -75 %,
Pageimpressions +8 %) und FOCUS (-55 %, +34 %).
Dies ist kein Widerspruch oder
Messfehler, wie die IVW klarstellt. Die alten Zahlen,
die mit der Software YAMM ermittelt wurden, seien unter
den damaligen Rahmenbedingungen korrekt gewesen. Das
neue Verfahren ermittele ebenfalls korrekte Zahlen,
allerdings eben unter neuen Bedingungen, heißt es in der
"IVW Praxis" Nr. 38 vom 18. Dezember 2001.
Das SZM bringt zwei entscheidende
Änderungen:
- Zum Einen werden die Daten jetzt von speziellen
Geräten, den IVW-Boxen, zentral erfasst. Bisher
mussten teilnehmende Onlineredaktionen eine Software
für die Auswertung installieren und diese von eigenen
Technikern vornehmen lassen. Die IVW prüfte die
Ergebnisse stichprobenartig.
- Zum Anderen wurde die Währung "Visit" dem
internationalen Standard angepasst. Dies ist der Grund
für Rückgänge um bis zu 90 % bei einigen Anbietern.
Wurde bisher alle vier Minuten ein neuer Visit
gezählt, setzte die IVW den time out jetzt auf die
üblichen 30 Minuten. Außerdem begann die alte Software
jeweils nach 25 Pageimpressions, einen neuen Visit zu
zählen. Dies nutzte vor allem Anbietern von
Online-Spielen. Hier ruft ein Besucher schnell 250
Seiten ab und erzeugt damit statt einem ganze zehn
Visits.
So haben denn auch die
Entertainment-Anbieter die größten Einbrüche bei den
gemessenen Visits zu verzeichnen, während Websites mit
journalistischen Inhalten weniger betroffen waren:
n-tv.de -17 %, FAZ.NET -7 %. Einige konnten im Januar
trotz des neuen Messverfahrens sogar ein Plus im
Vergleich zum Vormonat ausweisen: SPIEGEL +9 %,
Handelsblatt +16 %.
Insgesamt ist das SZM eine sinnvolle
Weiterentwicklung der Erfolgsmessung von
Online-Angeboten. Neben einer Standardisierung und damit
möglicher Internationalisierung des Verfahrens bringt
das SZM einen weiteren Gewinn: Die Relation zwischen der
Zahl der Besucher und den abgerufenen Seiten eines
Angebotes gibt jetzt mehr Aufschluss über erfolgreiche
Strategien, vor allem für journalistische Webangebote.
An die neuen Zahlen muss man sich sicher noch einige
Zeit gewöhnen - aber darin hat man ja Dank Euro
inzwischen einige Übung.
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